Montag, 7. Juli 2014

Weingut Familie Schuster



Charakter und Finesse vom Wagram

Im Jahr 1986 übernahmen Karl und Helga Schuster die Bewirtschaftung des traditionsreichen Familienweinguts, welches bereits 1792 urkundlich als Weinbaubetrieb erwähnt wurde.

Es war im Juni 1988, als ich Karl Schusters Weine erstmals im Kostglas hatte. Ich erinnere mich deshalb so genau an jene Präsentation, da mir diese Weine alle in äußerst positiver Erinnerung blieben, so wohl Weiß-, wie auch Rotweine. Damals zählte das Weingut Schuster noch zu den echten Insider-Geheimtipps, was sich zwischenzeitlich ein wenig geändert hat; "Schuster-Weine aus Großriedenthal" werden in namhaften Magazinen immer wieder lobend erwähnt und ausgezeichnet.


© Steve.Haider
Die Familie Schuster zählt nach wie vor zu den "Ab Hof Vermarktern", ein Großteil ihrer Kunden kommt aus dem Bereich der privaten Weingenießer, welche direkt am Weingut einkaufen.

In der Zwischenzeit wurde der Betrieb nicht nur modernisiert und umgebaut, es wurden auch zwei Gäste-Appartments eingerichtet; "wohnen beim Wein am Wagram". Nach seinem Abschluss an der VINOHAK in Krems, begann auch Helgas und Karls Sohn Thomas, am Weingut zu arbeiten. Vater und Sohn bilden ein perfektes Team hinsichtlich qualitätsorientiertem Weinbau, unter Berücksichtigung aller wirtschaftlichen Möglichkeiten.

Das Markenzeichen des Weinguts - der Marienkäfer - lässt bereits erahnen, dass hier im absoluten Einklang mit der Natur gearbeitet wird. Ein achtsamer Umgang mit den gebotenen Ressourcen und die kontinuierliche Pflege der Weingärten, so wie die händische Selektion des Traubenmaterials, sind die Grundlage für jährliche Spitzenqualitäten.

Insgesamt werden knapp zehn Hektar Rebfläche bewirtschaftet, davon neun Hektar im Eigenertrag. Mit zirka 35% der Gesamtproduktion zählt der "Rote Veltliner" zur Hauptsorte des Weinguts. Die Rotweinproduktion (hauptsächlich Zweigelt und Blauer Burgunder) mit 25% ist eher außergewöhnlich, bezogen auf Gesamtrebfläche und Gebiet. Die übrigen 40% sind dem "Grünen Veltliner" und der Sortenvielfalt gewidmet.

Wie lohnend mühevolle Arbeit sein kann, wird durch die terroirbetonten, reintönigen Weine eindrucksvoll und nachhaltig bewiesen!


  • Grüner Veltliner - Wagram 2013:
Die Trauben stammen vorwiegend aus der Riede "Eisenhut" mit tiefgründigem Lössboden und relativ hohen Kalkanteil. In der Nase   Aromen vom weißen und rosa Pfeffer mit einem Touch Heublumen. Am Gaumen sehr gut strukturiert, harmonische Frucht- Säurebalance mit Fülle und Würze, sowie angenehmer Mineralik. Im Abgang bereits jetzt sehr gut verwoben, mit angenehmer Dichte und langem, harmonischen Nachklang. Kurz gesagt, "Terroir Wagram mit dem gewissen Etwas"! Der Wein hat bereits mittlerer Trinkreife, verfügt über gutes Entwicklungspotential für die nächsten Monate und längerfristiges Lagerpotential.


  • Riesling - Diebstein 2013:
Die Riede Diebstein in Südlage mit Lössboden und Humusanteil verleiht diesem Riesling einen besonderen Charakter. In der Nase unverkennbar, der typische Steinobstcharakter, vorwiegend Marille mit einem Hauch von Weingartenpfirsichen und dezenter Honignote. Am Gaumen schlank, aber trotzdem kräftig, mit fein verwobenen Fruchtkomponenten, gut strukturiert mit perfekt eingebundener Säure. Im Abgang anfangs noch etwas Verhalten, aber nach einigen Minuten im Glas präsentiert sich der Abgang harmonisch, mit guter Gesamtstruktur und sehr guter Nachhaltigkeit. Ein charmanter Wein mit Tiefgang und Animation zum nächsten Schluck. Beginnende Trinkreife, mit sehr gutem Entwicklungs- und Lagerpotential.


  • Roter Veltliner vom Löss 2013:
In der Nase fruchtig, frisch mit Birnen- und Mandelaroma, so wie einem Hauch Ananas und Mango. Am Gaumen vielschichtig, vollmundig mit Elegance und Finesse, getragen von dezenter Säure. Angenehmer, harmonischer Abgang mit guter Nachhaltigkeit. Ein typischer Roter Veltliner vom Wagram. Trinkreife mit mittelfristigem Lagerpotential.


  • Grüner Veltliner - Alte Reben 2013:
Die Trauben stammen von 45 bis 50 Jahre alten Rebstöcken und wiederum ist die Riede Eisenhut mit ihrem kalkhaltigen Lössboden im Spiel, sowie eine sonnige Lage mit gelbem Sandboden und Schotter. In der Nase sehr würzig, exotische Fruchtkomponenten von reifen Ananas mit etwas Mango, sowie Aromen von Wiesenkräutern und Heublumen mit dezenter Honignote. Am Gaumen bereits gut strukturiert, mit schmelziger Frucht, schöner MIneralik und sehr gut eingebundener Säure. Um den harmonischen Abgang mit langer Nachhaltigkeit voll genießen zu können, sollte man den Wein zuvor ein wenig atmen lassen. Beginnende Trinkreife mit gutem Entwicklungspotential und langfristigem Lagerpotential.



  • Grüner Veltliner - Valvinea WW1 2012
Valvinea (Tal der Reben), diese Bezeichnung tragen nur ganz besondere Weine des Betriebs. WW1 bedeutet reifstes, gesundes Traubenmaterial für den Top Veltliner. Das im November gelesene Traubenmaterial, ausschließlich aus der Riede Eisenhut, wurde langsam vergoren und lange auf der Feinhefe gelagert. In der Nase intensive Wiesenkräuterwürze mit weißem Pfeffer und einem Hauch von Wiesenblumenhonig. Am Gaumen gut strukturierte Frucht mit passendem Säuregerüst und angenehm begleitender MIneralik, die trotz Fülle und Körper für Elegance und "Leichtigkeit" sorgt. Extraktreiche Harmonie im Abgang, der sich durch einen lang anhaltenden Nachklang auszeichnet. Ein Grüner Veltliner mit Typizität und Klasse. Beginnende Trinkreife mit sehr gutem Entwicklungs- und Lagerpotential.



  • Roter Veltliner - Valvinea 2012:
 Traubenselektion aus den besten Lagen mit längerer Maischestandzeit, vergoren in kleinen Holzfässern mit anschließender Lagerung auf der Feinhefe. Die Flaschenfüllung erfolgt erst sieben Monate später. In der Nase kräftige Aromastruktur mit Honigmelone, Dörrobst (vorwiegend Birne) und einem Hauch Vanille. Am Gaumen kräftig, präsent mit glasklarer Frucht, angenehmer Säurebegleitung, passender Restsüße und dezenter Exotik. Der Abgang zeigt bereits Harmonie mit einer kräftigen Gesamtstruktur, die sich im extralangen Nachklang widerspiegelt. Ein Wein der Extraklasse, beginnende Trinkreife mit enormen Entwicklungs- und Lagerpotential.



  • Pinot Noir - Eisenhut 2011:
Die Blauburgunder-Rebstöcke befinden sich in Südlage am obersten Teil des Eisenhuts, wo der Kalkanteil im Lössboden am größten ist und die beste Luftzirkulation herrscht; also ideale Voraussetzungen für einen Top Weingarten. Durch Kaltmazeration (verstärkte Maischekühlung verzögert den Gärbeginn) werden die Fruchtaromen hervorgehoben. Nach sieben tägiger Gärzeit reifte der Wein zwanzig Monate in kleinen Holzfässern, bevor er auf Flaschen gefüllt wurde. Glänzendes Rubinrot macht Vorfreude auf den ersten Kostschluck. In der Nase typische Pinot Noir Frucht mit Waldbeerduft, ein wenig Dörrzwetschke und einem Hauch von Röstaromen. Am Gaumen würzig, kräftig, mit zarten Tanninen und dezenter, sehr gut eingebundener, Holznote. Im Abgang vielschichtig, gut strukturiert mit langem, animierendem Nachklang. Den Wein vor dem Genuss unbedingt einige Minuten im Glas atmen lassen oder dekantieren. Beginnende Trinkreife, mit sehr gutem Entwicklungspotential und langfristigem Lagerpotential.



Verkostungsnotizen vom 04.07.2014